Wohnsiedlung Gubristareal Weiningen

231219 pst arch Gubristareal Cam02

Neubau Mehrfamilienhäuser

Adresse

8104 Weiningen

Auftraggeber

Seewarte AG

Wettbewerb

2024 I 2.Rang

Landschaftsarchitektur

planetage gmbh Zürich

231219 pst arch Gubristareal Cam01

Städtebauliches Konzept / Leitidee

Weiningen ist historisch gesehen ein Strassendorf - umgeben von weitläufigen Rebbauflächen. Drei markante Ausfallstrassen bewegen sich vom Ortskern weg - talwärts Richtung Fahrweid ins Limmattal oder Baden, hangaufwärts Richtung Regensdorf und parallel zur Limmat Richtung Zürich.

Diese drei geschichtsträchtigen Hauptverkehrsadern mit ihren angegliederten Wohn- und Ökonomiebauten prägen das historische Dorfbild - sie sind Orte der Orientierung und der Öffentlichkeit. Die historisch gewachsene Gebäudestruktur entlang dieser Strassen tritt auf vielfältige Weise in Erscheinung – unterschiedliche Grössen, Ausrichtungen, sowie Vor- und Rücksprünge verzahnen sich mit dem öffentlichen Raum und vermitteln einen vielfältigen, beruhigenden Ausdruck. Ihre Gemeinsamkeit besteht in der Zuwendung zum Strassenraum – von hier aus sind die Gebäude erschlossen, hier zeigen sie ihr Gesicht. Erst die neuzeitlicheren, mehrgeschossigen Siedlungsstrukturen negieren diese für das Ortsbild wichtige Spielregel. Sie sind stärker auf sich selbst bezogen, die Erschliessung erfolgt über Nebenwege und Baumpflanzungen verstehen sich eher als Abstandsgrün, denn als Willkommengesten: Das Dorf wird in diesen Bereichen zur Siedlung ohne einen positiven Beitrag an die Dorfstruktur.

Das neue Areal am Ortseingang der Zürcherstrasse bietet die Chance, diese Tendenz mit einem sprichwörtlichen «Richtungswechsel» zu brechen. Die Ausrichtung der neuen Baukörper quer zur «Dorfstrasse» weicht die Stringenz der neuzeitlicheren Bauten auf und bindet diese damit wieder etwas besser an das Dorf an.
Der neue Ortseingang am Gubristportal verzichtet auf grosse Gesten und versteht sich eher als unaufgeregter Willkommensgruss, der dem Vokabular der vielfältigen Dorfstruktur entspringt. Die mehrgeschossige Gewerbeschicht prägt zwar den Kreuzungsbereich des Ortseingangs und markiert durch seine Stellung eine deutliche Zäsur. Als Anbau des grösseren Wohnungsriegels spielt er jedoch mit der Analogie eines Ökonomieteils von einem grösseren Bauernhaus und ist somit trotz markanter Stellung lediglich Teil des weiter entwickelten Dorfgewebes. Auch die Gebäude der weiteren Baufelder sind durch die angewendete «Doppelhausstrategie mit räumlichen Versätzen» auf die Grössenverhältnisse der umliegenden Bauten heruntergebrochen.

Im Wechselspiel mit dem Grünraum
Der Aussenraum ist von ebenso grosser Bedeutung wie die Gebäude selbst. Aufgrund fehlender qualitativer ortsräumlichen Anknüpfungspunkte ist es erforderlich, mit den neuen Gebäudevolumen Aussenräume zu schaffen, die bereits für sich Aufenthaltsqualitäten aufweisen, darüber hinaus aber in der Lage sind, sich mit dem Ortsgewebe Weiningens zu verbinden. Die drei Doppelhäuser bilden zwei offen zugängliche, maximal aufgeweitete Höfe. Sie sind stark durchgrünt und erhöhen die Wohnqualität der angeschlossenen Wohnungen. Im Südwesten wird die Nachmittagssonne eingefangen im Nordosten wird der Blick in die ortstypischen Weinhänge freigelegt, wodurch die Aussenräume und die Neubauten auf selbstverständliche Weise in Weiningen verortet werden. Die beiden den Gebäuden zwischengelagerten Sommerpavillons blenden den Strassenverkehr aus und bieten den Bewohnern einen Treffpunkt für unterschiedliche gemeinsame Aktivitäten. Einer der Pavillons lässt sich gegen Wind und Wetter schliessen, der andere Pavillon versteht sich eher als überdachter Aussenraum mit einer Feuerstelle. Spielplätze und befestigte Aufenthaltsorte tragen zur Verknüpfung mit der arealeigenen und der umliegenden Nachbarschaft bei.

Dorfstruktur - Strassenprofil
Dorfstruktur - Strassenprofil
231219 pst arch Gubristareal Cam03

Visualisierungen: loomn architekturkommunikation