1.10.2013 | Hochparterre | 10/13 | von Werner Huber
Freiestrasse 6
8952 Schlieren
1979 von Theo Landis
Stadt Schlieren
Projektierung, Ausschreibung, Realisierung
2008–2015 (in Etappen)
11.3 Mio. CHF
Das Stadthaus steht an der Grenze zwischen Einwohnern und Administration. Sein Auftritt und seine Erscheinung machen sie sichtbar, vermitteln ihren gewünschten Charakter. Die architektonische Frage, die unser Beitrag behandelt, ist, wie seine Ansicht zu verändern ist, wenn die Beziehung verändert wird.
Zunächst einmal waren dringende technische, organisatorische und räumliche Verbesserungen vorzunehmen. Dabei sollte auch die Darstellung des Verhältnisses der Verwaltung zu den Bürgerinnen und Bürgern aktualisiert werden. Die Schalter sind das Kernstück, ihre Neugestaltung macht diese Veränderung sichtbar.
Denselben Bedeutungswandel soll auch die Fassade wiederspiegeln. Der Architekt des ursprünglichen Baus von 1979, Theo Landis, stellte aus dem Baukasten der damals gängigen Vorfabrikation eine Kolossalordnung mit Pilastern und Feldern zusammen, mit den Risaliten und Ecklösungen aus dem Formenrepertoire der Renaissance. Der elegante Bau brachte den Anspruch der neugegründeten Stadt Schlieren zur Darstellung.
Diese Fassaden waren nun mit einem neuen Sonnenschutz zu ergänzen. Ihn im Relief der Fassade zu verbergen, hätte angesichts der Bautoleranzen kostspielige Einzelanfertigungen erforderlich gemacht. Technisch einfacher war, ihn davor durchlaufend anzubringen. Die Fassade derart zu verändern, stellte zwar eine entwerferische Herausforderung dar, aber weil sie ihre Selbstdarstellung auffrischen suchte, stimmte die Stadt diesem formal anspruchsvollen, dafür technisch einfachsten und ökonomisch elegantesten Weg zu.
Dem Grundmuster des ersten Baus wurde eine horizontale Struktur überblendet, deren weiss gezeichnete Bänderung den neuen Charakter einführt. Diese transparente Verräumlichung der Fassade verändert mit ihrem raumerweiternden Spiel von Licht und Schatten und Spiegelungen die Atmosphäre im Inneren, ein frischer Wind durchzieht den neuen Raum der Fassade.
Mit dieser schlichten Installation meinen wir einen Beitrag zum Thema der Verräumlichung von Grenzen zu leisten und gezeigt zu haben, wie inhaltliche Bezüge sinnfällig zu gestalten sind, wenn die Spielfreude der Auftraggeber mitmacht.
Bilder 1,5: Iren Stehli / Bilder 2-4,6-7: Roger Frei
1.10.2013 | Hochparterre | 10/13 | von Werner Huber