Via da Scuola 1 7504 Pontresina
1900/1920/1950
Gemeinde Pontresina
2023 / 1. Rang
2023/24
2024/26
ARGEgianzauna
Blarer & Reber Architekten AG Samedan Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten AG Zürich
Die Schulanlage in Pontresina ist von besonderer Art: Sie liegt im Herzen des Ortes und ist für alle Kinder da, sobald sie in den Kindergarten gehen und soweit sie schulpflichtig sind. Vom ersten Tag ihres «öffentlichen Lebens» bis zum letzten in der Oberstufe gehen sie während 10 Jahren – mehr als die Hälfte ihrer Kindheit und Jugend - in diesem Gebäudekomplex ein und aus. Die Schulanlage setzt sich aus der «Scuola chesa Suot» und der «Scuola chesa Sur» zusammen und ist aufgrund ihrer Organisation auch heute noch eine Gesamtschule - vom Kindergarten bis zur Oberstufe - wie sie es vermutlich von Anbeginn an war. Dies muss heute als Privileg bezeichnet werden, erhalten doch in Pontresina die jungen Menschen die Chance eine Dauerhaftigkeit erfahren zu können, sei dies in ihrer alltäglichen Umwelt wie in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Besonderheit der menschenfreundlichen Schulanlage wird durch die zwei integrierten Mitnutzer - dem Kino und der Sennerei – auf eine sehr sympathische Weise verstärkt.
Baugeschichte
Die Struktur dieser Gesamtschule zeigt sich auch in der Baugeschichte. Insgesamt hat sich der ganze Gebäudekomplex in den rund 125 Jahren in 6 Etappen entwickelt, also im Durchschnitt eine Erweiterung pro Generation. Die anstehende Erweiterung zur Gesamtsanierung wäre somit die Nummer sieben.
Teilaufstockung
Die Substanz des Ursprungsbaus scheint robust und verspricht statische Reserven zu haben, dies im Unterschied zum Kino mit seiner grossen Spannweite und Raumhöhe, das vermutlich aus den 50iger Jahren stammt, als Baukonstruktionen generell minimalisiert wurden. Eine Teilaufstockung aus Holz in der Gebäudemitte kann räumlich unabhängig vom heutigen Betrieb erstellt werden. Sie dient als Rochaderaum für die anschliessenden Sanierungsetappen. Teure Provisorien ohne langfristigen Gegenwert werden vermieden. Diese – je nach definitiven Raumbedarf ein oder zweigeschossig - erlaubt nicht nur die Machbarkeit der Sanierung, sondern wertet den Bestand deutlich auf, indem das Haus nutzungsmässig kompakter und die Räume polyvalenter werden, was langfristig eine hohe Anpassungsfähigkeit für sich ändernde Bedürfnisse darstellt. Sie macht nur minimal invasive Eingriffe im Bestand nötig, da einschneidende Bauteile wie der Lift und die neuen Nasszellen im hinteren Teil des heute zweigeschossigen Gebäudeteils liegen. Das Haupttreppenhaus und die Haupträume werden nicht tangiert.
Erschliessung
Die neue Lifterschliessung ist in die Teilaufstockung integriert und an die Eingangshalle im Bereich der Servicezonen angedockt; sie ist optimal zentral platziert, tangiert nur zwei bestehende Geschosse (EG und 1.OG) und kann bis ins 4.Obergeschoss geführt werden.
Mit einer zweigeschossige Teilaufstockung bis ins dritte Obergeschoss kann via das Turnhallendach eine direkte, wintersichere Passerelle die Verbindung in das 1. Obergeschoss der Scuola Sur geführt werden. Diese könnte multifunktional mit Nischen für Schülerarbeitsplätze ergänzt werden.
Nachhaltigkeit
Indem das Haus durch die zentrale Aufstockung an Kompaktheit zunimmt, wird es konzeptionell energieeffizienter. Bisherige Fassaden werden zu Innenwänden und Decken, ihre Dämmung wird überflüssig. Die vorgeschlagene Teilaufstockung stellt ein organisches Weiterbauen am Gebäudekomplex dar. Die Teilaufstockung ist nachhaltig, weil die bestehenden Innenräume durch die Verbesserung der Erschliessung und Entfluchtung polyvalenter werden.
Bilder: Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten AG