30.3.2011
Preisverleihung
2010 Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen, Architektur- und Ingenieurpreis erdbebensicheres Bauen
Riedenhaldenstrasse 208
8046 Zürich-Affoltern
1959 von Roland Gross und
H. Escher + R. Weilenmann Architekten
Amt für Hochbauten der Stadt Zürich
Projektierung, Ausschreibung, Realisierung
2004 | 1. Rang
2005–2007
17.9 Mio. CHF
2010 Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen, Architektur- und Ingenieurpreis erdbebensicheres Bauen
Roland Gross und die Riedenhalde
1956 wird der Wettbewerb um das Schulhaus für die Unter- und Oberstufe auf der
Riedenhalde entschieden. Den ersten Preis erhält Roland Gross. Er hat eine Hochbauzeichnerlehre abgeschlossen und ist eben zweiundzwanzig geworden. Die Jury empfiehlt seine Beauftragung, nicht ohne ihm einen erfahrenen Kollegen zur Seite zu stellen.
Sein Entwurf gefällt spontan. Er entspringt offensichtlich einer glücklichen Eingebung. Damit überspringt er die herrschenden akademischen Methode, erst die Funktionen zu analysieren, um daraus die Formen abzuleiten. Aber weil dieser spontane Einfall eines Anfängers den Vorrang erhält, weil sein Projekt gewinnt, weil es am besten gefällt, bekommt die von den Architekten seit den dreissiger Jahren geführte Debatte um Form und Funktion im Schulhausbau unvermittelt eine neue Richtung. Dafür steht dieser Bau, darum ist er ein Baudenkmal.
Dieses Schulhaus Riedenhalde ist dabei weder romantisch noch figurativ oder modern-elegant. Was daran gefällt, ist vielmehr seine schlicht bildlose, aber exakt konzipierte Szenografie.
Etwa wie die flachen Klassenpavillons für die Unterstufe durch transparente Treppenwirbel verbunden sind, welche die Kinder in ihre Klassen verteilen und wieder zusammenstrudeln und hinunter in ihren gemeinsamen Hof schicken. Oder wie die Entwicklung der Kinder nachmodelliert wird, wie ihr noch kindliche Wimmelbedürfnis sich in ein jugendliches Zusammenfinden zu unterschiedlichen Gruppen verwandelt, wenn sie schliesslich im Hochhaus der Oberstufe ankommen. Das Raumgefäss der Schule zeichnet ihre Lebensläufe nach oder vor und bietet die wechselnden Hintergründe für ihre Auftritte. Und schliesslich zieht sich die Anlage im Hintergrund von Affoltern über den Hügelrücken, sie verkündet wie eine Akropolis, dass Affoltern in der Gemeinde Zürich angekommen ist.
Dabei ist alles einfach aus Backstein gemauert und in Beton gegossen, alle Fenster sind normal, alles wurde nach einfachsten Standards in üblichster Ausführung gebaut. Diese Kargheit der Erscheinung steht im Gegensatz zum Reichtum der Wirkung. Jedes Detail trägt da zum ganzen Aus- und Eindruck bei. Und das ist anders als anderswo, wo eine Stilistik so ausgeprägt ist, dass sie auch noch in Fragmenten verständlich bleibt, auch hinter abweichenden Überformung noch verständlich bleibt.
Was ist also zu tun, wenn Bedeutung und Konstruktion, Form und Wirkung in Eins fallen, aber die Wärmedämmung auf heutigen Stand gebracht werden muss?
Das Detail der sichtbaren Deckenstirnen zum Beispiel ist prägend für den Charakter, zugleich aber geradezu die verkörperte Kältebrücke. Darüber eine Aussendämmung hinwegzuziehen, würde sie beheben. Allerdings ginge dahinter das ursprüngliche Erscheinungsbild verloren. Wenn aber das Motiv in einer vorgesetzten Dämmschale nachgestellt wird, verliert es als Bild seiner selbst die unmittelbare Wirkung. Diese liegt ja gerade in der lakonischen Übereinstimmung von Konstruktion und Wirkung. Darum wählten die Architekten den Weg einer inneren Nachdämmung der Brüstungen, Deckenansätzen und Wandscheiben. Weil das allein die Norm noch nicht erfüllt, suchten sie nach weiteren Verlustvermeidungen. Diese überall aufzustöbern und einzubeziehen in ein Zusammenspiel, diese akribische und hartnäckige Suche also, war der Kern der Aufgabe, die stumme Eleganz dieses ausserodentlichen Bauwerks zu erhalten.
Restauratorische Arbeit fordert ein höchstes Mass an Erfahrung und Neugier zugleich. Sie wird motiviert und mobilisiert durch das Verständnis der Bedeutung und die bedingungslose Wertschätzung der Substanz des Bauwerks.
Bilder 1–6: Hannes Henz / Bilder 7,8: Pfister Schiess Tropeano
Preisverleihung 2010, Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen, Architektur- und Ingenieurpreis erdbebensicheres Bauen
30.3.2011
2010 Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen, Architektur- und Ingenieurpreis erdbebensicheres Bauen
4.6.2010 | TEC 21 | 23 | von Clementine van Rooden
Architektur- und Ingenieurpreis «Erdbebensicheres Bauen 2010»
Auszeichnung Schulanlage Riedenhalden Zürich
1.5.2008 | Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Faltblatt | von Daniel Kurz
Instandsetzung 2005–2007
1.1.2007 | Hochparterre | 1-2 | von Werner Huber
Sanierung Schulanlage Riedenhalden in Zürich-Affoltern