Einfamilienhaus Frauenfeld TG

1210 01 Aussenbild retusch

Umbau, Erweiterung und Renovation

Adresse

Alfred Huggenbergerstrasse 59
8500 Frauenfeld

Erbaut

1969

Auftraggeber

privat

Leistungen

Projektierung, Ausführung, gestalterische Leitung

Planung

2000-2001

Realisierung

2001-2002

Landschaftsarchitekt

Toni Raymann

Situationsplan - Orthophoto
Situationsplan - Orthophoto

„Jetzt ist es ein Haus!„

Ein Fünfzimmer-Einfamilienhaus auf einem kleineren Grundstück , wie sie im schweizerischen Mittelland um 1970 in grosser Zahl gebaut wurden, genügte den Bedürfnissen einer unterdessen grossgewordenen Familie nicht mehr und rief gleichzeitig nach umfassenden Instandhaltungsarbeiten.

Die Vorteile des Standortes wie zentrale Lage, Ruhe, gute Erschliessung und nahe Erholungsräume, sowie ein entgegenkommender Nachbar, der ein Grenzbaurecht ermöglichte, aber auch intelligente Bauvorschriften, welche Verdichtungen von bestehenden Liegenschaften begünstigten und vorallem eine mutige und offene Eigentümerschaft führten zum nicht alltäglichen Entscheid, das Volumen des relativ kleinen Hauses zu verdoppeln und seine Räume samt Garten neu zu konzipieren.

Der Gebäudesockel, wo sich neu eine grosszügige Garage befindet, wurde weitmöglichst gegen die Strasse erweitert. Dies war dank einer Bauvorschrift möglich, die sogenannte Nebenbauten vor der Baulinie zuliess. Dadurch konnte die alte Garage in ein geräumiges Zimmer mit Bad umfunktioniert werden.

UG vorher/nachher
UG vorher/nachher

Das Wohnzimmer einfach zu erweitern, hätte im Unterschied zum Zimmerbereich strukturell keine befriedigende Lösung ergeben, weshalb bergseitig im Sockelgeschoss ein zweites Wohnzimmer realisiert wurde. Dies bewirkte zwischen Wohn- und Zimmerbereich ein neues und eigenständiges Gleichgewicht, das auch funktionell weit wertvoller war als eine reine Flächenvergrösserung des bestehenden Wohnzimmers. Diesem grosszügig verglasten zweiten Wohnraum wurde ein beschaulicher kleiner Gartenhof vorgelagert, der Morgenlicht und zierliche Bäume besitzt.

Das bestehende Haus verfügte mit seiner klaren Gliederung von Wohn- und Zimmerbereich - der durch einen Splitlevel noch unterstrichen wurde - über die strukturelle Voraussetzung für eine architektonische Weiterentwicklung. Im Obergeschoss wurde die Zimmerreihe auf beiden Seiten fortgesetzt, womit ein prägnanter Gebäudeteil entstand, der auf ganz besondere Weise auf dem ebenfalls verlängerten Unter- und Sockelgeschoss schwebt; diese zwei Haupteingriffe förderten das neue Gesicht des transformierten Hauses zu Tage.

EG vorher/nachher
EG vorher/nachher

Die neue Gartenanlage ist ein ebenso wichtiger und konstituierender Teil des Gesamtkonzeptes der Erweiterung. Sie fasst mit Stützmauern das ganze Grundstück auf der Wohnebene bis an seine Ränder und subtile Terrassen nehmen die verschiedenen Terrainübergänge auf. Anstelle der bisherigen Rasenflächen wurde eine mit Kies belegte Ebene gebaut, die mit den begrünten Rändern der Stützmauern und mit den differenziert gewählten und positionierten Pflanzen einen expressiven Aussenraum erzeugt.

Längsschnitt
Längsschnitt
Ostfassade
Ostfassade

Ein weiteres Entwurfsmerkmal sind die Transparenzen zwischen Wohn – und Zimmerbereich, die unter Ausnützung des Splitlevels zwischen den Geschossen – im Treppen und der Küche – ein neues Raumgefühl erzeugen. Aber auch die geschosshohen Öffnungen im alten Wohnzimmer schaffen einen Raumfluss in den ebenerdigen Gartenraum.

Mit der Transformation und der Erweiterung des Einfamilienhauses entstand ein Haus, das über eine Prägnanz verfügt, die als reiner Neubau in dieser Einzigartigkeit nicht hätte entstehen können. Im Sichtbarmachen und Schöpfen des strukturellen Potentials und der einmaligen Qualitäten lag der Sinn des Weiterbauens.

Ansicht Südost - vorher/nachher
Ansicht Südost - vorher/nachher
Wohnzimmer - vorher/nachher
Wohnzimmer - vorher/nachher
Küche - vorher/nachher
Küche - vorher/nachher
Bilder: Christoph Eckert

30.8.2022 | Tec21 | Heft 7 2005 | von Hansjörg Gadient

Transformierte Häuslichkeit

Aus einem bescheidenen Häuschen in Frauenfled ist unter Ausnutzung aller rechtlichen Möglichkeiten und mithilfe eines entgegenkommenden Nachbarn ein grosszügiges und representatives Wohnhaus geworden. Das Beispiel zeigt, welche Potenziale in den bebauten Einfamilienhausgebieten schlummern.

1210 0507 Tec21 Transformierte Häuslichkeit