5.12.2014 | Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten AG / Zürich | von Markus Grob
Alterssiedlung Bodmer Chur
Kleiner Bildband
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Bodmerstrasse 32
7000 Chur
Stiftung Alterssiedlung im Bodmer, Chur
Projektierung, Ausschreibung, Realisierung
2008 | 1. Rang
2008–2010
2010–2012
34 Mio. CHF
Ensemble
Diese Anlage, die 1965 an der Bodmerstrasse in Betrieb ging, hatte als eine der ersten Institutionen ein Alters- und Pflegeheim mit Alterswohnungen unter einem Dach anzubieten. Um auf das vielfältige Nutzungsprofil und die weitläufigen Räumlichkeiten aufmerksam zu machen, wurde der Begriff «Siedlung» verwendet, also metaphorisch, aber nicht architektonisch. Wie oft, wenn alle zwar wissen, was gemeint ist, aber keinen Begriff dafür finden, muss ein Bild herhalten, alle die gewünschten Aspekte sprach- und fraglos zu versammeln und zur Darstellung zu bringen. In Angelegenheiten des Bauens ist das Gesuchte jedoch ein Haus. So war die erste Frage der Architekten von Pfister Schiess Tropeano, eine räumlich präzise Vorstellung dieses Gebäudetyps zu finden. Wie könnte ein Gebäude aussehen, das sein Angebot an Dienstleistungen zeigt, dabei aber mehr ist als ein blosses Gehäuse, sondern ein Zuhause.
Grundrisse
Die Grundrisse stellen das Zusammenspiel von Betreuen und Wohnen her. Anders als in Hotels oder Anstalten, wo das Verhältnis entweder ganz zugunsten des einen oder des anderen ausfällt, sind sie in einem Heim gleichberechtigt, begleiten die Betriebsabläufe die Tagesabläufe, sollen einander nicht in die Quere kommen, sondern zusammengehen und in einer gemeinsamen Wohnlichkeit zusammenfinden. Hier wurde das räumlich so übersetzt, dass Stationszimmer, Bäder und Lagerräume unauffällig entlang der Wege der Bewohner eingebaut sind, die von den Zimmern zu den beiden Salons oder auf die südliche Terrasse führen, den Stationen des täglichen Aufenthalts der Bewohner. So finden Betrieb und Aufenthalt zu einem Gleichgewicht.
Die Wohngeschosse füllen einen letztendlich einfachen Quader. An seinen beiden schmalen Fassaden stehen die Zimmerfenster in auseinandergezogenen Reihen, an der Platzfassade belichten Bandfenster die Arbeitsräume, dazwischen sind die tiefen Nischen mit grossen Scheiben der Salons, die wie optische Apparate auf den Platz und die gegenüberliegende Stadt gerichtet sind. Zur Bergseite im Süden hin spannt sich eine Terrasse über fast die gesamte Breite der Fassade.
Das Erdgeschoss macht Ankommen erfreulich, das Eintreten leicht und die erste Orientierung einfach. Das Heim tritt hier erst einmal als Institution in Erscheinung und zeigt sich als Büro im grünen Körper zur linken Hand. Zur rechten Hand markiert ein roter Tresen, eine langgestreckt-rotgepolsterte Sitzbank und Tischgruppen den Treffpunkt von Besuchern und Bewohnern. Dazwischen fällt der Blick durch die Mitte in die Tiefe, durch den Saal zum rückwärtigen Garten. Diese Lage gibt ihm eine reserviertere Öffentlichkeit, sein doppelflügliger Eingang verstärkt die Förmlichkeit. Es sind viele diskrete Zeichen, die Funktionen und Bedeutungen verdeutlichen und Angebote zu verstehen geben. Das macht freie Begegnungen möglicher.
Das Haus am Platz
Die grundlegende entwerferische Intervention war die Transformation der Alterssiedlung in ein Ensemble um den Platz. Er justiert das besondere Verhältnis zwischen Heim und Welt, richtet dem Altersheim seinen Platz in Chur ein. Der neue Platz ist mit dem System aller Plätze der Stadt verknüpft. Er ist beispielsweise das Gegenstück zum Postplatz, weniger seiner Bedeutung nach als in seiner Lage zum Altstadtkern. Er steht in direktem Gegenüber zum bischöflichen Hof auf dem Felssporn davor. Er bildet stadtauswärts den Abschluss der Bodmerstrasse. Hier steht das Altersheim nicht mehr, wie noch sein Vorgängerbau, weit hinten, dort wo das Plessurdelta endet, wo die Schatten lang werden, sondern an einem eigenen Platz in der Stadt.
Plätze spiegeln, seit die Renaissance sie von Nutzflächen zur Zierde der europäischen Städte machte, das Bewusstsein der Stadtbürgerschaft. Ihre Erscheinung ist das jeweils ausgehandelte Arrangement zwischen den unterschiedlichen Auftritten und Ansprüchen. Das gilt auch hier. Im Entwurf war er noch als eine einzige geneigt, vielleicht geknickte, jedenfalls ungeteilte Fläche dargestellt. Unter der Last von Anforderungen wurde er in ein Parterre, wo der Bus wendet, und eine obere Lage unterteilt, auf der nun die Möblierungen von Altersheim und Kindergarten ausgestellt sind. Hier steht die klingende Plastik der Künstler Gabriela Gerber und Lukas Bardill, die sie «Plessurpalaver» genannt haben. Eine quergezogene Rampenanlage verbindet, trennt aber auch, die beiden Platzebenen.
Bilder: Francesca Giovanelli
Text: Markus Grob
5.12.2014 | Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten AG / Zürich | von Markus Grob
Kleiner Bildband
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8.9.2010 | Die Südostschweiz | von Sarah Blumer
Drei eigenständige Gebäude fürs Bodmer
8.9.2010 | Bündner Tagblatt | von (so)
Gestern fand der erste Spatenstich statt.
19.4.2008 | Die Südostschweiz | von Yvonne Herzig
Architekturwettbewerb zum Neubau der Alterssiedlung Bodmer in Chur
19.4.2008 | Bündner Tagblatt | von Juscha Casaulta
Die Alterssiedlung Bodmer in Chur wird erweitert und modernisiert